Eine repräsentative Forsa-Bürgerbefragung zum Königspark – oder ein Torso mit Wenn und Aber?

8. November 2023

Dr. Marina Kreisel, Zeesen

(Anmerkung der Redaktion: Wir wurden in den letzten Tagen verschiedentlich gefragt, ob wir trotz verschiedener Repressalien und Drohungen überhaupt noch Meinungen zu diesem Projekt veröffentlichen wollen. Jedoch sind wir der Meinung, dass die Gesellschaft angesichts weitgehend gleichgeschalteter und teilweise möglicherweise sogar gekaufter  Jubelberichte zu bestimmten Projekten einen solchen Diskurs durchaus weiter braucht. Jedoch müssen wir angesichts der Abmahnung durch die DLE und mangels Alternativen auf bildliche Darstellungen des Projektes „Königspark“ verzichten.)

Nun ist es heraus: Die Akzeptanz für das DLE-Konzept Königspark in der Bevölkerung von Königs Wusterhausen beträgt laut forsa-Umfrage 80% der Bürger und ist damit – auch im Vergleich mit Befragungen zu anderen Bauprojekten außerhalb Königs Wusterhausens – relativ hoch. Petra Müller, Leiterin des DLE-Entwicklungsteams, sieht eine breite und solide Zustimmung für die DLE-Rahmenplanung des Königsparks – das in Übereinstimmung mit der von forsa getroffenen Wertung.

Zum MAZ Artikel (leider hinter Bezahlschranke):
https://www.maz-online.de/lokales/dahme-spreewald/koenigs-wusterhausen-dle-umfrage-sieht-grosse-zustimmung-zu-koenigspark-in-der-stadt-EOSSUWF6XFCWTNSXN4ZC6KJPKQ.html
Hier die Veröffentlichung der DLE:
https://www.dle.ag/wp-content/uploads/2023/10/forsa_Burgerbefragung-Konigs-Wusterhausen.pdf

Aber auch die von einem renommierten Meinungsforschungsinstitut im Auftrage der DLE durchgeführte Untersuchung und ihre veröffentlichten Ergebnisse verdienen es schon, etwas genauer betrachtet zu werden. Dabei lässt sich beispielsweise erkennen, dass die Zustimmung untrennbar an eine entscheidende Bedingung gebunden ist: an weitere Ansiedlungen – neben Wohnbebauung und Gewerbe – wie Kultur- und Freizeitangebote, Bildungs- und Versorgungseinrichtungen. (Andernfalls – bei Beschränkung auf Wohnbebauung und Gewerbe – läge die Zustimmung der Bürger bei 11%, die Ablehnung bei 87%.) Das heißt, dann und nur dann gelten die genannten 80% Zustimmung. Ohnehin könnten sich 63% der Bürger selbst bei für sie bezahlbaren Wohnkosten – anders als etwa 35% – grundsätzlich nicht vorstellen, in den künftigen Königspark zu ziehen. (Warum das? Weil eine eine übergroße Mehrheit von 92% (sehr) zufrieden ist mit den Lebensbedingungen in der Kernstadt und in den Ortsteilen? Weil ihnen die Art der vorgesehenen Bebauung nicht zusagt?) Gründe dafür sind nicht erfragt worden, geht es dem untersuchenden Institut und dem Auftraggeber doch wohl vor allem um das Erfassen von Meinungen und deren Häufigkeit; dabei interessiert sie besonders der ausdrücklich angefragte „Mehrwert“ der in der Planung skizzierten Angebote für die Stadt in ihrer Gesamtheit, die Einschätzung der Bürger; es interessiert sie verständlicherweise die Akzeptanz gegenüber dem vorliegenden Konzept Königspark. Folglich fehlen auch Fragen, die es zu tun haben mit Status und Finanzierung der von den Bürgern gewünschten, erwarteten bzw. geforderten Einrichtungen im Königspark; sie gibt es auch nicht zu deren Nutzungsbedingungen, die in der Realität bedeutsam wären und mit darüber entscheiden können, von wem und wie die jeweiligen Angebote genutzt, aber auch nicht genutzt werden. Gegenwärtig stellt sich laut forsa-Ergebnis eine sehr große Mehrheit von 81% der Bürger vor, die Freizeit- und Kultureinrichtungen dort zu nutzen.

Ein anderes Ergebnis aus der Befragung erscheint mir ebenfalls besonders beachtenswert, weil sich darin meines Erachtens ein Widerspruch abzeichnet, der aus den Antworten der Bürger selbst erwächst: Unter dem Teil „Die größten Probleme in Königs Wusterhausen“ werden in der Befragung „Verkehrsprobleme allgemein“ am häufigsten genannt. In der Reihenfolge nehmen sie mit 32% den höchsten Wert ein und setzen sich von allen anderen genannten größten Problemen deutlich ab (so ÖPNV – 20 %, 18% -Baustellen, 13% – Kindergartenplätze /Kinderbetreuung). Zugleich sprechen sich aber 80% der Bürger für die Konzeption zum Königspark aus – und das, obwohl deren Umsetzung – nach allem, was bisher zu erkennen ist – keinen Beitrag zur Verbesserung der verkehrlichen Situation in Königs Wusterhausen leisten würde, im Gegenteil; das größte Problem würde vermutlich noch größer werden, nicht allein wegen einer zusätzlichen Königspark-Bevölkerung von rund 5000 Einwohnern. (Dass andere Kommunen ähnliche Verkehrsprobleme aufweisen, ist bekannt, allerdings in der Sache hier vor Ort wohl kein PRO-Argument für Entscheidungen einer weiteren Zuspitzung.)

Schließlich noch ein nicht unwichtiges Wort zur gewählten Methode selbst. Zur Erinnerung: Methoden müssen dem jeweiligen Gegenstand gerecht werden, geeignet sein, Ziele zu realisieren und dafür erforderliche Ergebnisse zu erreichen, sie dürfen sie nicht verzerren oder manipulieren. Die Beschreibung einer Methode soll die Herangehensweise verdeutlichen, ihre Potenzen, aber auch ihre Grenzen. Darüber erfährt die interessierte Öffentlichkeit im vorliegenden Falle fast nichts, sieht man etwa davon ab, dass es sich bei der Befragung um eine Telefonbefragung handelt – nicht allein mit Vorteilen, sondern auch mit Nachteilen -, die für Leser als repräsentativ eingeordnet wird. https://www.kas.de/documents/252038/7995358/Die+Eignung+von+Umfragemethoden+%28pdf%29.pdf/930e07f3-f750-502b-fd48-a42b94914a4d?version=1.0&t=1605534848743 Er kann sich zudem nicht von den konkreten Fragen überzeugen, die gestellt worden sind, nicht über die konkrete Reihenfolge /Anordnung der Fragen, nicht über Kriterien und eventuelle Probleme ihrer Auswahl usw. Letzteres ist bereits in der Einwohnerfragestunde der Sitzung der SVV (11.10.2023) zum Tagesordnungspunkt „Selbstbindungsbeschluss zum städtebaulichen Rahmenplan Königspark“ kontrovers erörtert worden https://sessionnet.krz.de/koenigs_wusterhausen/bi/si0057.asp?__ksinr=7255, ebenso im Leserbrief von G. Leyh (Umständliche Befragung, MAZ, 06.11.2023)

Nein, öffentlich hier allein Ergebnisse anzubieten – zum Teil als quantitativ gestützter Glaube einer Mehrheit von Bürgern an ein vages Planungsprojekt Königspark – reicht nicht. Das, was der Öffentlichkeit – auch über eine DLE-Pressekonferenz transportiert – zu dieser Telefonbefragung zur Verfügung steht, ist aus meiner Sicht nicht mehr als als eine Art Torso. Das scheint vom Auftraggeber so gewollt zu sein, sonst wäre – so meine Annahme – eine vermutlich existierende umfangreichere, methodisch aussagekräftige Fassung für die Öffentlichkeit in und außerhalb von Königs Wusterhausen freigegeben.