Am 20.10.2022 beschloss die Stadtverordnetenversammlung mit großer Mehrheit gegen Stimmen von SPD und Grünen einen Offenen Brief an die Bundesregierung (unten zu lesen oder HIER herunterladbar). Die Bürgermeisterin wurde beauftragt, den anliegenden Text als offenen Brief der Stadtverordnetenversammlung an die Bundesregierung im Namen der Stadt zu versenden sowie im nächsten Amtsblatt zu veröffentlichen. Sie wurde darüber hinaus darum ersucht, den Brief umgehend mittels Pressemitteilung der Stadt Königs Wusterhausen bekannt zu machen.
In der Einwohnerfragestunde gab es einen aus unserer Sicht guten und wichtigen Wortbeitrag (hier sinngemäß wiedergegeben) der Zeesener Bürgerin Dr. Marina Kreisel, den wir dem Offenen Brief voranstellen wollen:
Ich bin froh, dass ein derartiger Brief heute auf der Tagesordnung steht – nach 2. Anlauf -, wohl wissend, dass der Riss bezüglich des Ukraine-Krieges und des Umgangs mit Russland durch die Welt, durch die Bundesrepublik, durch das Land Brandenburg bis in die kommunalpolitischen Gremien hineingeht. Daraus erklärt sich wohl auch, dass von mehr als 30 Stadtverordneten nur 10 den heute zur Abstimmung vorliegenden offenen Brief einreichen. Aber das ist eine Gelegenheit, auch noch einmal Position zu beziehen. Auffällig ist dabei, dass alle Unterzeichner/innen und Nichtunterzeichner/innen deutlich jünger sind als ich, die ich den Brief vollinhaltlich teile.
Zu meinem 77. Geburtstag kann ich noch sagen: Ich gehöre zu den glücklichen Generationen in Deutschland, die keinen Krieg am eigenen Leibe erlebt haben, erleben mussten – dank einer letztlich vernünftigen Politik im Umgang zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen, die immer kompliziert war und immer wieder am seidenen Faden hing. Aber sie führte zwischen ihnen letzten Endes nie zu einem Krieg in Europa und in der Welt.
Dass ich noch in den nächsten Jahren, etwa zu meinem 80. Geburtstag, sagen kann, ich gehöre zu den glücklichen Generationen, die acht Jahrzehnte in Deutschland keinen Krieg erlebt haben, davon gehe ich nicht aus: es sei, es gelingt die Politik, wie sie jetzt läuft, zu verändern; denn wir stehen nicht nur aus meiner Sicht am Abgrund eines Krieges, der nicht lokal beschränkt bleibt, wenn wir die falsche Wahl treffen bzw. treffen lassen oder vielleicht bereits getroffen haben: entweder Selbstvernichtung oder gemeinsame Sicherheit. Derzeit laufen wir in Richtung Selbstvernichtung.
Den Ernst dieser Situation nach außen und innen macht der offene Brief m. E. sehr deutlich. Und die Forderung, „alles zu unterlassen, was diesen Krieg verlängert, und alles dafür zu tun, dass die Waffen schweigen. Sowohl im Waffenkrieg als auch im Wirtschaftskrieg“, scheint mir wichtig zu sein – sie entspricht voll meiner eigenen Auffassung -, wollen wir nicht alle – mit oder ohne Kinder – Schlachtvieh werden.
Hier der Offene Brief: