Vielleicht können die Chinesen helfen?

2. Mai 2017

Dr. Dieter Füting, Niederlehme

Am 28. April 2017 fand wieder der jährliche Empfang des Königs Wusterhausener Bürgermeisters für die Honoratioren der Stadt statt, diesmal wieder auf dem Funkerberg. Dazu erreichte uns dieser Leserbrief:

Herr Dr. Franzke gibt seinen Posten auf und lässt uns zurück ohne Trost. Auch seinem erhofften, von ihm vermeintlich selbst vorgeschlagenen Nachfolgerersatz, wird es an diesem großen Glauben fehlen müssen, auch so ein großartiger Bürgermeister einer so angesehenen Stadt wie Königs Wusterhausen werden zu können.
Es bahnt sich sicherlich nicht für mich eine persönliche Katastrophe an. Nie wieder wird die Zeit so günstig für uns Bürger in Königs Wusterhausen verlaufen. Man möchte entschlossen sein zu sterben, sich ins Bett legen und mit dem Glück der Gleichgültigkeit gegen das Leben einschlafen. Denn anstelle von Hoffnung bleibt jetzt nur Geduld. Jetzt ist niemand mehr da, der die Welt mit seinem aufmerksamen und imaginierenden Verstand zum Nachgeben zwingen kann.
Es war großartig zu erleben, mit welcher zärtlichen Gleichgültigkeit die vielen Berufenen der Abschiedsrede des Bürgermeisters Dr. Franzke lauschten. Wie er doch mit besonderer Rührung jenen Menschen begegnete, die er früher aus irgendeinem Grund nicht mochte. Vielleicht spürte er sogar beinahe in ihnen das wichtigste Rätsel seines Lebens, bewegt und nichts begreifend.
Wir müssen wieder Mut fassen. Die Leere in den Köpfen vieler Bürger von Königs Wusterhausen ist so groß, wie die Leere auf dem Platz vor dem Schloss. Vielleicht können hier die Chinesen helfen? Wir sollten sie bitten, auch der Stadt Königs Wusterhausen und seinen Bürgern ein so schönes großes Denkmal wie das von Karl Marx zu stiften. Schon zu Lebzeiten von Dr. Franzke. Das würde auch dem Tourismus in der Stadt helfen. Und jeder könnte einmal in der Woche zum Denkmal von Dr. Franzke schlendern und seine Bitten und Wünsche still vortragen, denn er wäre jetzt für alle da. Und vielleicht würden sie sogar verstanden werden. Und dieser oder jener würde sich vielleicht Fontanes Frage über John Meinhard in abgewandelter Form stellen: Wer war Lutz Franzke? Warum ist er schon so schnell vergessen?