Bebauungsplan Eschenweg

30. August 2021

Marina Kreisel und namentlich ungenannte Bürger/innen

Der Stadtfunk veröffentlich hier einen Beitrag, der exemplarisch ist für viele Probleme in unserer (zu) schnell wachsenden Stadt Königs Wusterhausen.
Es handelt sich um eine Rede – geringfügig überarbeitet – aus der Einwohnerfragestunde im Hauptausschuss am 23. August 2021; sie wurde dort aus Anlass der Behandlung eines Bebauungsplanentwurfs gehalten als Teil von drei Beiträgen, zurückgehend auf Einwendungen von Bürgern. Sie richten sich gegen den Bebauungsplan (Entwurf) in vorliegender Form: vornehmlich wegen des Ausmaßes der Bebauung (eingeschlossen Wohnbebauung in zweiter Reihe dicht an der stark frequentierten Strecke Berlin-Cottbus/künftig bis Görlitz) und wegen damit einhergehender Probleme, zu denen klar benannte gesundheitliche Belastungen gehören (siehe auch Lärmgutachten).
Mit dieser Rede – ausdrücklich nicht gegen eine junge Familie gerichtet, die dort auf eigenem Grund und Boden bauen möchte und das ohne Bebauungsplan nicht darf – werden zugleich erneut grundsätzliche Probleme der Entwicklung unseres Ortsteils, unserer Kommune angesprochen, auch des Handelns von Stadtverordneten. (Anm. d. Red.)

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Wiezorek,

es scheint uns notwendig, an dieser Stelle ein grundlegendes Missverständnis aufzuklären, das sich auf den heute zu behandelnden Bebauungsplanentwurf Eschenweg bezieht, aber zugleich weit über ihn hinausreicht.
Das Missverständnis besteht aus unserer Sicht in der Annahme, wie sie unter Stadtverordneten und Mitgliedern des Ortsbeirates Zeesen sowie in der Familie der Antragsteller existiert, wonach Kritiken und Einwendungen zum zweiten geänderten Entwurf des Bebauungsplanes Eschenweg allein von drei Einwohnern, von drei Querulanten ausgingen, sonst sei die Welt in Zeesen gewissermaßen heil. Diese Annahme mag bequem sein. Eines ist sie jedoch ganz bestimmt nicht – realistisch – das mit Blick auf die Anzahl der Einwender/innen. Aber auch bezüglich der Kritiken über dieses Projekt hinaus. Letzteres wurde erst jüngst im öffentlichen Teil der Ortsbeiratssitzung in Zeesen erneut besonders deutlich bei der Vorstellung eines Entwicklungsplanes in der Puschkinstraße (Überlegungen zur Bebauung von 20.000 m2 Grün- und Gartenland), und es müsste sich im Protokoll dort widerspiegeln: in Form des von anwesenden, auch jüngeren Mitbürgern kritisierten massiven Widerspruchs zwischen anhaltender, fortgesetzter Bebauung und unzureichender Infrastruktur (vornehmlich Schulen, Kitas, Verkehr, ärztliche Versorgung) sowie der fortgesetzten Einschränkung und fortgesetzten Preisgabe existierender freier Natur- und Bewegungsräume – und das, obwohl sie von der zahlenmäßig gewachsenen Allgemeinheit für Freizeit, Gesundheit und Wohlbefinden benötigt werden, vor allem auch für jene Bürger/innen, die selbst keine Grundstücke besitzen.

Ja, in dieser Ortsbeiratssitzung wurden teilweise ähnliche Fragen berührt wie etwa in der Debatte um den Wald im Bereich Kronenhöfe, und die aufgeworfenen Fragen ähnelten jenen, die wir am Montag – ausgehend vom Bebauungsplanentwurf Eschenweg – in der Einwohnerfragestunde an die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses richteten. Eine Antwort gab es nicht. Diese Fragen sollten heute hier wiederholt werden. Und sie werden aus unserer Sicht auch künftig in der längst fälligen Entwicklung eines Leitbildes unserer Kommune wiederholt werden, wiederholt werden müssen, konsequent. So gesehen – die Diskussion um  den heute behandelten Bebauungsplanentwurf ist keine Ausnahme und wird keine Ausnahme bleiben, das besonders angesichts zunehmender Sensibilität von Bürgern gegenüber einem fortgesetzten Wachstum, gegenüber Verschlechterungen, Gefahren, Gesundheitsgefährdungen in ihrem Lebensumfeld, das eben immer mehr ist als die eigene Straße.

Wir alle haben allen Grund, genau hinzusehen, was in unserer Kommune – nicht nur im eigenen direkten Umfeld – geschehen ist, geschieht, geschehen soll, mit welchen Begründungen, mit welchen Folgen; denn jeder Bebauungsplan – ob von Konzernen oder privaten hiesigen Grundstückseigentümern wie im Falle Eschenweg beantragt –  steht ungeachtet seiner Spezifik in einer Teil-Ganzes-Beziehung, und seine Realisierung wird Gestalt, Lebensbedingungen und Lebensqualität innerhalb unserer Kommune mit beeinflussen – über lange, lange Zeit, verschärft unter veränderten klimatischen, gesundheitlichen Umweltbedingungen – wenn Frieden bleibt.

Ein Zusatz sei hier neu angefügt [1]: Wie sagte der Stadtverordnete Rainer Fricke sinngemäß in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses? Der Anblick dieser Betonsiedlung in Zernsdorf erfülle ihn mit Grauen. Ja, das geht auch anderen so – wir verbinden damit zugleich den erinnernden, mahnenden Hinweis an uns alle, das auch mit Blick auf den Bebauungsplanentwurf im Eschenweg: Ohne eine mehrheitliche Befürwortung des zugrunde liegenden Bebauungsplanes in Zernsdorf hätte es diese Siedlung so nicht geben können. Wir sollten also in KW offen sein, auch aus der eigenen Geschichte unserer Kommune zu lernen, aus gemachten Fehlern, aus problematischen Lösungen, ob mit oder ohne Bürgerinitiativen.

[1] Übernommen aus dem Redebetrag einer weiteren Einwohnerin auf der Sitzung des o.g. Hauptausschusses

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Auch diese Vegetation würde mit der geplanten Bebauung  verschwinden.

 

Foto Eschenweg an einem Regentag (© privat)