Archiv der Kategorie: Umwelt

Das große Fressen ist vorbei

11. Oktober 2020

Priska Wollein

Kommentar zum Auftakt der »Regierungskommission zur Lösung des Konfliktes in der Landwirtschaft«
am 5. Oktober 2020

»Klöckner betonte, dass die Wirtschaftlichkeit bei allem Umwelt- und Tierschutz Vorrang haben müsse, und warnte, dass Ökologie allein, die sich nicht rechnet, am Ende zur Aufgabe von Betrieben führen werde.«

Es ist aber kein Kampf von Wirtschaft gegen Ökologie! Sondern es ist ein Kampf des Großkapitals gegen das Kleinkapital. Der selbstständige Beruf des Bauern wurde systematisch von den Alpen bis zur Nordsee eliminiert: er musste aufrüsten, abgeben oder aufgeben.

Es war von unserer Regierung mithin gewollt und jahrzehntelang geduldet, dass Fleisch in Konzernstrukturen »hergestellt« wird – und dies unter Ausnutzung von lebenden, fühlenden, leidenden Tieren.

Wie klingt denn dies in Gottes Ohren, würden wir allein den Sprachgebrauch der Politiker einmal konsequent auf Menschen anwenden? Etwa so: Da fördert die derzeitige Politik mit Milliarden an Steuergeldern die Reproduktion von Menschen und damit eine Bevölkerung, die natürliche Ressourcen übernutzt und dem Klima massiv schadet…? *

Wenn die Ministerin in der Regierungskommission von einem »Ausgleich der Interessen« spricht, dann meint sie »Befriedigung der Großindustriellen«. Schon heute geht die Kluft nicht zwischen »Landwirten« und »Umweltverbänden«, sondern zwischen »Landwirten« und »Industrieller Fleischproduktion«. Letztere wird durch Steuergelder gefördert, letztere hat eine Lobby in Regierungskreisen, letztere gilt es zu »schützen« für Frau Klöckner. Würde man ganz einfach dieses politisch motivierte System abschaffen, hätte man bereits großartige Impulse gesetzt, damit sich Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit durchsetzen können.

Machen wir uns doch nichts mehr vor: Bei der vorhandenen Bevölkerungsdichte (sei es in Europa, in Syrien, in China oder der gesamten Welt) gibt es nur zwei Wege zu einem christlichen, ökologischen und gesunden Miteinander: entweder wir essen quasi kein Fleisch mehr, oder wir schränken unsere eigene Reproduktion weltweit massiv ein! Die Menschheit – und auch wir hier in Deutschland – steckt bereits drin in den Ressourcenkämpfen: Flüchtlingskrise, Handelsabkommen, weltweiter Landkauf sind die Symptome… und stehen nebenbei gesagt in direktem Zusammenhang mit den Problemen der Landwirtschaft!

Das Modell von industriellen Konzernstrukturen mit der Ware »Tier« jedenfalls hat für alle Zukunft ausgedient! Die Schäden, die diese Konzerne in sozialer Hinsicht, in Hinsicht auf die Gefährdung unserer Gesundheit und nicht zuletzt bezüglich des Tierwohls hinterlassen, stehen in KEINEM Verhältnis zur »Wirtschaftlichkeit« einer Frau Klöckner!

* Laut Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace, fördere die derzeitige Landwirtschaftspolitik mit Milliarden an Steuergeldern Monokulturen und Massentierhaltung und damit eine Landwirtschaft, die natürliche Ressourcen übernutzt und dem Klima massiv schadet.

Foto © Priska Wollein: Kuh in ökologischer Freilandhaltung in Irland

24/7 Logistik am Drehkreuz Berlin-Süd

1. Oktober 2020

Redaktion Stadtfunk

Schlimmer als Kiekebusch kann’s ja nicht kommen… oder doch?

Ist es zu fassen? Da wird – von allen und jedem unbemerkt!!! – eine 56.000 qm Halle im IG Liepnitzenberg/ OT Niederlehme erbaut… das ist eineinhalb mal so groß wie in Kiekebusch!!! Und vertrauenswürdige Quellen sagen: das ist für AMAZON und die Eröffnung soll unmittelbar bevorstehen! Und alles, was größer als ein Toaster ist, wird künftig nicht in Kiekebusch, sondern in Niederlehme umgeschlagen!

Was bedeutet das für unseren Ort? Das bedeutet hunderte LKWs rein und raus auf die Autobahn – jeden Tag! 365 Tage im Jahr! Wo bleibt da die Umweltverträglichkeitsprüfung? Wo bleibt die Verkehrsbelastungsstudie? Was wissen eigentlich die Gemeinde, die politischen Vertreter der Stadt, die Einwohner davon? NICHTS!!!!! Uns bleibt die Spucke weg. Genauso unfassbar: Nicht einmal der Ortsbeirat von Niederlehme als Vertretung der betroffenen Einwohner wurde informiert, ein diesbezügliches Statement der Ortsvorsteherin liegt der Redaktion vor.

Am 9. Januar 2020 wurde im Ortsbeirat Niederlehme ein weiteres Projekt vorgestellt. Vor also gerade mal neun Monaten sah dieses Projekt insgesamt vier einzelne Hallen vor: Künftige Nutzungen wie ein Wasserstofferzeugungszentrum für TESLA, ein Datenrechencenter, ein (kleines) Güterverkehrszentrum, und ein Zementwerk wurden zur Sprache gebracht. Der Ortsbeirat hatte sich bereits damals eindeutig gegen ein Logistikzentrum ausgesprochen, nach einer turbulenten und erregten Diskussion!

Wie oft ist die Autobahn auf unserem Teilabschnitt blockiert? Wo fahren dann hunderte Megatrucks mit ihrer Ladung täglich rein ins Gewerbezentrum Niederlehme? Wo fahren die tausende Kleintransporter dann raus aus dem Gewerbezentrum? RICHTIG! Durch die Ortsdurchfahrt Niederlehme-Wernsdorf, durch die Ortsdurchfahrt Zernsdorf und durch die Innenstadt von Königs Wusterhausen! Das wird die Realität, wenn es nach der Vorstellung des Logistikdienstleisters geht. Schöne neue Welt.

Und wo entstehen die so dringend vor Ort notwendigen Arbeitsplätze? Abgesehen davon – wie geht eigentlich der Landkreis als Baubehörde mit unserer Stadt und mit ihren Einwohnern um! Null Information über eine Änderung einer erteilten Baugenehmigung, die daraus das größte Logistikzentrum im Berliner Umland macht. Schön heimlich an jeder Öffentlichkeit vorbei. Das ist doch an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten!

Willkommen im Drehkreuz Berlin-Süd, willkommen im LDS, wo Bürger ganz heimlich und schlau umgangen werden.

Wasser und Kunstrasen – Faktencheck

2. September 2020

Michael Hofmann

Anmerkung der Redaktion:
Obwohl ein Kunstrasenplatz (KRP) heute ökologisch und ökonomisch völlig aus der Zeit gefallen erscheint, schlagen die Wogen bei der Diskussion um Vergabe von Mitteln der öffentlichen Hand an einen kleinen privaten Sportverein für einen solchen Platz weiter hohe Wellen. Nicht zuletzt wurde ein KRP auch von den Gegnern eines parteilosen Bürgermeisters als eines der Vehikel zu dessen Suspendierung benutzt. Unser Autor hat sich, nachdem er sowohl in den sozialen Medien als auch im Hauptausschuss mit seiner Meinung zum Kunstrasenplatz ins Unrecht gesetzt wurde, einmal genauer mit der Problematik beschäftigt. Weitere Artikel zu dieser Problematik finden Sie (hier)
 und (hier) im Stadtfunk.

Aktuell gibt es ein vermeintlich starkes Argument welches für einen Kunstrasenplatz spricht: „Die Flüsse und Seen in Brandenburg trocknen immer weiter aus – ein Kunstrasen muss nicht gewässert werden und das ist schonender die Umwelt.“

Dass jeder Tropfen Wasser, der auf einen Sportplatz fällt, dem Wasserkreislauf zugeführt wird, und somit nicht verloren ist, scheinen einige Agitatoren vergessen zu haben. Bereits in der vierten Klasse werden diese Schritte gelehrt. Sie wiederholen sich in der Natur endlos: Verdunstung – Wolkenbildung – Regen – Versickerung.

Nun gut, tun wir mal so, als ob alles Wasser, welches für einen Sportplatz benutzt wird „verloren“ sei. Wenn wir uns mit der Materie etwas genauer beschäftigen fällt auf, dass wir bereits bei der Produktion von den nötigen Kunststoffen beginnen müssen.

Ein Kunstrasenplatz (KRP) verbraucht ungefähr 100 Tonnen Kunststoff bei der Erstanlage, sowie 10 Tonnen Nachschüttung jährlich (weniger Nachschüttung verkürzt die Nutzungsdauer). Die Nutzung liegt bei 10 bis maximal 15 Jahren.
Die Herstellung von einer Tonne Kunststoff verbraucht durchschnittlich 500.000 Liter Wasser (zuzüglich mindestens 60 Gigajoule Energie – der Wasserverbrauch bei der Energiegewinnung ist hier mal außen vor, da je nach Energiequelle stark unterschiedlich).
Zum Recycling von einer Tonne Kunststoff werden 30 Liter Natronlauge verbraucht. Um diese ausreichend zu verdünnen, damit sie eingeleitet werden können, benötigt man 998 Liter Wasser. (Dies ist exemplarisch nur eine einzige beteiligte Chemikalie. Und es geht hier alleine um die nicht wiederaufbereitbaren 30 Liter, die eingeleitet werden müssen, den Aufwand zur Wiederaufbereitung des Restes lasse ich ebenfalls außen vor! Maximal 80% sind Recyclingfähig (80t -> recycelt werden nur die 100t die nur auf dem Platz liegen. Die abgetragenen 150 Tonnen (10 Tonnen x 15 Jahre) sind ja irgendwo in der Umwelt und werden nicht in dieser Wasserdiskussion betrachtet.) Zur Vereinfachung runde ich den Betrag ebenfalls von 998 auf 900 Liter ab.)

Also ergibt sich folgende Rechnung:
Herstellung:
50 Millionen Liter Wasser
Betrieb:
jährlich 5 Millionen Liter Wasser. (Pflegebewässerung lasse ich zu Gunsten des KRP außen vor – auch dieser muss bei Dürre gewässert werden, damit Halme nicht abstumpfen; ökologische Auswirkungen des Mikroplastiks lasse ich in der Wasser-Diskussion ebenfalls außen vor, darauf sind Priska Wollein und andere (hier) bereits eingegangen.)
Recycling:
2,16 Millionen Liter Wasser.

Daraus ergibt sich in Summe ein Wasserverbrauch von 127,16 Millionen Liter Wasser. Das sind kalkulatorisch 8,477 Millionen Liter Wasser pro Jahr bei Annahme der maximalen Nutzungsdauer von 15 Jahren.

Der Wasserverbrauch pro Quadratmeter Sportrasen wird je nach Rasenart und Region mit 50 bis 250 Liter Wasser pro qm beziffert. (Bei dem zur Erläuterung oft herangezogenen Gartenrasen sind es übrigens nur 10-20 l Wasser/qm)
Ein Fußballfeld hat 7.140 qm.
Wenn ich großzügig auf 10.000 qm aufrunde und die maximale Bewässerung annehme, dann komme ich auf jährlich 2.5 Millionen Liter Wasser. Bei Betrachtung des aktuellen Rasenzustandes in Zeesen, habe ich aber starke Zweifel, dass diese Menge genutzt wird.

Beim Entsorgen von Naturrasen wird auch Wasser verbraucht um Sand von organischem Material zu trennen. Dies würde ich jedoch im Rahmen der Minimal-Betrachtung des Kuststoffrecylings von nur einer einzigen Chemikalie, als mehr als ausgeglichen betrachten.

Nun verstehen Sie hoffentlich, dass selbst bei Nichtbetrachtung vieler Faktoren zu GUNSTEN des KRP und Einziehung negativster Faktoren zu LASTEN des Naturrasens der Kunstrasen dennoch mindestens 3,3x mehr Wasser verbraucht als Naturrasen.
Wenn wir Durchschnittswerte annehmen (Nutzung 12 Jahre; 150 Liter Bewässerung) dann ist der Faktor bereits bei 7,0x höherer Wasserverbrauch als bei Naturrasen.

Und zusätzlich erzeugt ein Rasenplatz Sauerstoff für ca. 120 Personen, absorbiert und bindet Staub.

Jetzt sagen sicher die Kritiker:

„Was sind ihre Quellen für das Zahlenwerk?“ Diesen entgegne ich gern, dass es sich bei allen Werten um belastbare Durchschnittswerte handelt. Und zwar nach kaufmännischem Vorsichtsprinzip zu Gunsten des KRP, um meine Argumentation nicht angreifbar zu machen. Wer dies nicht glaubt, der soll sich selbst informieren. Ich kann gern tiefer einsteigen, aber die Rechnung wird sich dann erfahrungsgemäß immer weiter zu Ungunsten des KRP verändern.

„Aber es gibt auch Kunststoffrasen ohne Granulat!“ Ja, dieser muss genauso gewässert werden wie Naturrasen, sonst stumpfen die Halme ab. Es wird auf nassem Rasen gespielt. Also gibt es im Vergleich keinen Wasser-Vorteil. Fragen Sie übrigens mal Vereine, die Sandfüllung statt Granulat verwenden, der Dämpfungskomfort ist fast bei Null, die ohnehin hohe Verletzungsgefahr auf einem KRP ist erhöht.

„Aber es gibt auch Kunstrasen auf PE-Basis (Polyethylen), das wird umweltfreundlich ohne Chemie entsorgt.“ Ja, allerdings enthalten diese Mischkunststoffe gesundheitsschädliche Weichmacher und sie sind in der Herstellung um ein vielfaches teurer, so dass das geplante Budget von 1.200.000,00 € bei weitem nicht ausreicht. 

Liebe Befürworter des KRP in der Stadtverordnetenversammlung, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie sich kundig gemacht haben, bevor Sie Ihre Stimme abgeben und lautstark mehrfach Ihre Meinung äußern. Ich hoffe nun reichen Ihnen die Argumente um dem Irrsinn ein Ende zu machen.

Wie Grün ist ein Kunstrasenplatz?

5. Juni 2020

Priska Wollein, Stadtverordnete UBL/UFL

Von den Fraktionen SPD und Bündnis90/Die Grünen in der Stadtverordnetenversammlung Königs Wusterhausen wurde für die Sitzung am 9. Dezember 2019 folgende Beschlussvorlage eingebracht:

In den Haushalt 2020 werden 300.000 Euro für einen Zuschuss zum Bau eines Kunstrasenplatzes, der aus umweltfreundlichen und für die Natur unschädlich abbaubaren Materialien errichtet wird, auf dem Vereinsgelände des FSV Eintracht KW in Zeesen eingestellt.

Ich meine, dass ein solches Projekt – als Vorschlag einer Partei, die die Erhaltung einer ökologischen und gesunden Lebensumwelt in ihrem Programm hat – in keiner Weise zeitgemäß ist und weder ökologisch noch ökonomisch zu verantworten ist. Der Satz mit der Umweltfreundlichkeit und unschädlichen Abbaubarkeit eines Kunstrasens ist nach heutigem Stand der Technik schlicht absurd.

Daraus wird Kunstrasen hergestellt:

Für die Herstellung von Kunstrasen (den »Grashalmen«) kommen Garne aus Polypropylen, Polyethylen oder Polyamid in Frage. Das Trägergewebe der Fasern wird mit Urethan oder Latex beschichtet und zumeist zusätzlich stabilisiert, um ein Verziehen zu verhindern.

Polypropylen (PP):
Diese Fasern sind sehr reißfest und widerstandsfähig gegenüber mechanischer oder chemischer Einwirkung. PP wurden vor PE und Nylon entwickelt. Ein Material, das – mit Quarzsand verfüllt – die Eigenschaften eines natürlichen Putting Greens perfekt nachahmt.

Polyethylen (PE):
Diese synthetische Faser wird aus Olefinen erzeugt und wurde für die Herstellung von Kunstrasenflächen entwickelt. Sie hat ein niedriges spezifisches Gewicht, eine extrem hohe Feuchtigkeitsaufnahme, die gleiche Reisfestigkeit in trockenem und nassem Zustand und ist resistent gegen Flecken, Schimmelpilzbefall und Insekten. Die weichen und belastbaren PE-Fasern kommen vor allem in Kunstrasen für die Gartengestaltung und für Terrassen, Balkone etc. zum Einsatz. Wenn Kunstrasen aus PE richtig verlegt wird, trocknet er schnell, ist UV-resistent und hat überhaupt keine Probleme wenn er täglich beansprucht wird.
PE wird als Monofilament oder Slit Film verarbeitet. Slit Film Sorten, die in Sportplatz-Installationen verwendet werden, haben breite Halme, ähnlich den Fescue- und Bermuda-Gräsern. Währende Monofilament eher Rye und Blue Grass ähnelt.

Polyamid (PA = Nylon):
Fasern mit exzellenter Reisfestigkeit, Flexibilität, Haltbarkeit. Ist waschbar, trocknet schnell und ist widerstandsfähig gegenüber Insekten und Mikroorganismen. Nylon kann von allen 3 Fasern am meisten Feuchtigkeit aufnehmen. Nylon wird vor allem für Putting Greens aus Kunstrasen verwendet.

Alle drei Varianten sind ökologisch fragwürdig, da sie sich unter Sonneneinstrahlung durch UV Licht zersetzen und über die Lebensdauer hinweg erheblich Mengen an Mikroplastik frei werden, die direkt in die Umwelt gelangen. Hinzu kommen die erheblichen Entsorgungsprobleme nach Ablauf der Nutzungsdauer von ca. 8–12 Jahren.

Wovon die Grünen Stadtverordneten hingegen immer sprechen, wenn sie »ökologisch« meinen, ist das Füllmaterial. Hier kann man statt des Gummirecyclingmaterials auch Sand oder Kork verwenden. Die Variante mit Sand hat schlechtere Spieleigenschaften wegen fehlender Elastizität und eine erheblich höhere Verletzungsgefahr. Eine Korkfüllung ist schon wegen der Herkunft des Korks ökologisch in Frage zu stellen, ist aber als organisches Material wesentlich anfälliger für Zersetzung und Fäulnis und damit auch wesentlich wartungsaufwändiger. Beides, Sand oder Kork, lassen sich bei der Entsorgung nicht vom Oberflächenmaterial, insbesondere dem Zersetzungsprodukt Mikroplastik trennen und sind damit spätestens dann problematisch. Mal ganz abgesehen, dass der Rückbau und die Entsorgung noch in keiner Kalkulation zum KRP auftauchen… wer soll das eigentlich bezahlen?

Ein weiterer Aspekt ist, dass eine künstliche Fläche sich deutlich mehr erhitzt als Naturrasen und außerdem die CO2-Bilanz von Kunstrasen ggü. Naturrasen logischerweise grottenschlecht ausfällt. Ja, genau, auch Naturrasen, so kurz er sein mag, bindet CO2. Aber was soll man noch an Argumenten bringen, wo andere Interessen Vorrang haben?

Ich wünsche mir gerade von einer Partei, die sich ökologische Ziele ins Programm geschrieben hat, etwas mehr Sorgfalt und Weitblick in Bezug auf solche Vorschläge. Es entsteht doch sehr der Eindruck, dass man hier ausschließlich den Werbeversprechen der Industrie aufgesessen ist. Bei den in unserer Stadt vorhanden Flächen, die als Grün erhalten werden müssen, scheint mir ein solcher Vorschlag völlig aus der Zeit gefallen.

Anmerkung der Redaktion:
Einen interessanten Beitrag zur Entsorgungsproblematik findet man im Artikel „Friedhof der Kunstrasenplätze“ (Link)

Einwendung gegen die Errichtung und den Betrieb einer Anlage zur Lagerung und Behandlung belasteter Böden in Niederlehme

10. September 2019

Matthias Fischer, Königs Wusterhausen

Ich bin gegenüber Industrieansiedlungen zur Abfallbearbeitung bzw. Schadstoffbeseitigung sehr kritisch, vor allem, wenn die Abfälle oder Schadstoffe nicht in unserer Region anfallen (Abfall- bzw. Schadstofftourismus) und weil die resultierenden Emissionen und Reststoffe solcher Anlagen sehr häufig die eigentliche Problematik für die Umwelt darstellen.Das Gebiet, in dem die Anlage geplant ist, befindet sich inmitten von Ortsteilen des Stadtgebietes von Königs Wusterhausen innerhalb des Berliner Rings. In der Zukunft dürfte in dem gesamten Areal um den geplanten Flughafen und verkehrsgünstig zu Berlin die Bevölkerungsdichte noch erheblich steigen. Allein das spricht gegen die Errichtung einer Anlage in diesem Gebiet. Auch die Bedeutung und Qualität weiterer Gewerbe- und Industrieansiedlungen in diesem Gebiet  wird erheblich zunehmen, andererseits wird eine solche bessere Nutzung des Gebietes durch die geplante Anlage und ihre Emissionen erheblich erschwert. Auf benachbarten Grundstücken ist zumindest mit erheblicher Belastung durch Lärm und Staub sowie Schadstoffe zu rechnen, was eine zukünftige hochwertige Nutzung unmöglich macht und voraussichtlich weitere Abfallwirtschaft in das Gebiet zieht.

In ca. 1.000 Meter Entfernung befinden sich die nächsten Wohnsiedlungen, etwas weiter auch Kitas und Schulen sowie geplante Erholungs- und Freizeiteinrichtungen.

Der Antragsteller der Bodenwaschanlage gehört zu der bundesweit agierenden Zech Umweltgroup mit ca. einem Dutzend Unternehmen. Auch die anzuwendenden Aufbereitungsverfahren Terraferm und Terralavar sind eingeführte  bewährte Prozesse. Zur Vermeidung von Emissionen wird der Prozess teilweise im Unterdruckbereich betrieben. Der Schutz der Beschäftigten erfolgt durch zwangsweise druckluftbeaufschlagte Arbeitsgeräte (Radlader). Die Prozessabluft wird über Aktivkohlefilter gereinigt. Dies weist darauf hin, dass mit erheblichen Schadstoffkonzentrationen kritischer Stoffe gerechnet wird.

Die umfangreich beigefügten Stoffwertetabellen der zu bearbeitenden Böden und Materialien enthalten leider keine Maximal- und Minimalwerte hinsichtlich Zusammensetzung und Schadstoffkonzentrationen noch die erforderlichen CAS Nummern der enthaltenen Stoffe.

MKW (Mineralkohlenwasserstoffe, kurz- und langkettige Erdölbestandteile) und aromatische mono- und polycyclische Kohlenwasserstoffe, gelten als kanzerogen, deshalb die belüftungstechnischen Maßnahmen) als sind einzige Schadstoffbeimengungen ausdrücklich benannt. Welche anderen Stoffe auch auftreten können bleibt unklar. In den allermeisten Fällen weisen die Datenblätter sie als wassergefährdende Stoffe aus. Die Wäscheanlagen sind relativ klein, aber da der Wassergefährdungsgrad der Schadstoffe unklar bleibt, ist konkret im Einzelnen zu klären, inwieweit eine eigene Abwasserbehandlungsanlage erforderlich ist, die gegebenenfalls auch überwachungspflichtig sein kann.

Für das Terraferm-Verfahren werden stoffspezifisch biologische Kultursubstrate und Nährsubstrate eingesetzt. Die stoffspezifische Prozessgestaltung und -führung setzt aber eine chemische Analytik voraus und muss auch durch eine kontinuierliche biologisch mikrobielle Analytik begleitet werden. Gleiches gilt für die Wasseraufbereitung.

Interessanterweise habe ich keinen Hinweis auf ein eigenes Labor und dessen Ausstattung gefunden. Eine externe Endgütekontrolle bleibt davon unberührt.

Solange die zu behandelnden Böden und Abfallprodukte hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und Schadstoffgehalte (Max- und Min-Werte) nicht näher qualifiziert werden, ist die Immisionsituation (BImSch-Gesetzgebung) für das Sanierungszentrum kaum annähernd und pauschal zu beurteilen. An keiner Stelle werden Grenzwerte benannt.

In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das Trinkwasserschutzgebiet Königs Wusterhausen sowie die Reservebrunnen des Königs Wusterhausener Wasserwerkes. Durch eine Schlachtanlage in Niederlehme werden bereits heute 1.500.000 Liter Wasser pro Tag entnommen und über die DNWAB entsorgt, allein das führt vermutlich zu erheblichem Ungleichgewicht und  Änderung von Strömungsrichtung des Grundwassers.

Weiterhin befindet sich östlich der geplanten Anlage ein Mooreinzugsgebiet, das auch über den Uckley- und Lankensee Wasser in die Dahme speist.

Das Planungsgebiet wurde im Jahre 2006 (vermutlich im Hinblick auf geplante Industrie- und Windkraftansiedlungen) aus einem benachbarten Landschaftsschutzgebiet „Müggelspree-Löcknitzer Wald- und Seengebiet“ herausgelöst. Allein das ist aus Umwelt- und Naturschutzgründen abzulehnen und spricht gegen jede Ansiedlung immissionsschutzrechtlich relevanter Unternehmen in diesem Gebiet.
Die Anlage lässt auch durch An- und Ablieferung ausschließlich auf der Straße einen erheblich anwachsenden Schwerlastverkehr erwarten. Das gesamte Gebiet um den geplanten Flughafen BER befindet sich bereits heute am Rande des Verkehrskollapses, nicht nur die BAB, sondern bis hinein in die Wohngebiete. Wirksame Maßnahmen dagegen sowie sinnvolle Verkehrsplanungen sind nicht zu erkennen bzw. liegen in weiter Ferne. Allein das spricht auch gegen diesen Standort. Die Feststellung in der Antragsbegründung, dass wegen DPF von den LKW keine Staub- und Schadstoffemission zu erwarten ist, ist schlichtweg falsch. Ich verweise auf Feinstaub durch Reifen und Ladung sowie NOX Abgase der ausschließlich mit Diesel betriebenen Fahrzeuge.
Was mit den Endprodukten der Anlage geschehen soll, insbesondere Schlamm und Abwasser, ist mir nicht ausreichend dargelegt. Wie ist gewährleistet, dass hier nicht eine weitere Umweltgefährdung stattfindet?

Zusammenfassend widerspreche ich der Genehmigung dieser Anlage und behalte mir ausdrücklich vor, zu weiteren Punkten auch über das Ende der Einspruchsfrist hinaus die Begründung zu ergänzen.